Weniger Müll, mehr Leben

Frugalismus

Wer minimalistisch lebt, spart viel Geld. Anfangs war dies gar nicht meine Intention, es fiel mir nur irgendwann auf und ich habe mich gefreut. Jenseits der Dreißiger hat man meist seine Güter des täglichen Lebens im Laufe der Zeit angeschafft. Von Zeit zu Zeit benötige ich einen neuen Schlafanzug, alle Jahre wieder lösen sich meine Hausschuhe auf und lassen sich auch nicht mehr flicken. Wenn ich eine Bluse fleckig mache, wandert diese zunächst zu den Hausklamotten, später zu Lappen und Lumpen. Wenn es sein muss, ersetze ich etwas, aber das war es auch schon. Obgleich ich zeitweise nur noch mit 30 Stunden pro Woche gearbeitet habe, bleibt jeden Monat Geld übrig. Ich habe erst vor einigen Jahren angefangen, mich mit meinen bzw. unseren Finanzen intensiver zu beschäftigen. Früher hatte ich darauf keine Lust, die Beschäftigung mit Geld erschien mir kleinkariert, spießig und absolut uninteressant. Das hat sich geändert, seit ich einen finanziellen Plan habe. Erst nachdem ich diesen Plan für mich gefasst hatte, habe ich gelernt, dass es eine Frugalismus-Community (frugal=genügsam) gibt, die den gleichen Plan hat wie ich: Finanziell früher unabhängig zu werden, um die abhängige Erwerbsarbeit aufzugeben oder zu reduzieren und vermehrt freiberuflich den Tätigkeiten nachzugehen, die man liebt und um finanzielle Resilienz zu erreichen. Diese Ziele muss man langfristig verfolgen und im Wesentlichen gibt es zur Erreichung drei Hebel: Ausgaben reduzieren, Einkommen erhöhen und Geld investieren, um mit den Erträgen später leben zu können; alternativ weniger arbeiten und mit weniger auskommen.

Ich bin keine allzu frugale Frugalistin. Menschen, die (ohne Not) alles unter einem Sparsamkeitsdiktat behandeln, waren mir zeitlebens suspekt. Ich möchte in erster Linie ein gutes Leben führen. Dazu gehört für mich, dass mein Handeln mit meinen Werten übereinstimmt, und aus diesem Grund bin ich oft gerade nicht sparsam. Meine Konsumentscheidungen sind nicht ausschließlich davon bestimmt, dass ich möglichst wenig Geld ausgebe, sondern die Faktoren Nachhaltigkeit und Sozialethik spielen ebenfalls eine Rolle. Häufig sind Regionalität und Abfallreduzierung meine oberste Priorität, nicht der Preis. Frugalismus als reines ICH-Projekt ist eine Perspektive, die mir fremd ist. Ich kann einfach nicht ausblenden, welche Folgen meine Konsumentscheidungen haben.

Warum betrachte ich mich dennoch als Frugalistin, wenn Sparen für mich nicht das oberste Gebot ist? Die Antwort ist relativ einfach: Sparen ist nicht mein oberstes Gebot, aber dennoch ein sehr wichtiges Gebot, weil ich das Erreichen von finanzieller Resilienz für elementar, vernünftig und beruhigend erachte. Damit meine ich einen finanziellen Zustand, der von Schuldenfreiheit und ausreichend finanziellen Rücklagen gekennzeichnet ist, damit eine kaputte Waschmaschine, ein defekter Kühlschrank und die nächste Geburtstagsparty mich nicht in finanzielle Bedrängnis bringen. Wer seine Finanzen in Ordnung hat und über Notfallfonds und ausreichend Monatsgeld für die eigenen Bedürfnisse verfügt, schläft nachts einfach besser. Diesen finanziellen Zustand kann ich nur erreichen, wenn ich mit meinen finanziellen Mitteln sehr bewusst umgehe, wenn ich zielgerichtet Geld spare und investiere und auf sinnlose Konsumentscheidungen verzichte. Klingt freudlos, ist es aber nicht. Die Zufriedenheit, die sich aus geordneten Finanzen ergibt, ist für mich zumindest sehr wertvoll. In meinen jüngeren Jahren habe ich wie sehr viele Menschen eher die Haltung gehabt, dass ich aus meinem Geld das Maximum an Konsum und Vergnügen herausholen muss. Das hat sich komplett geändert. Heute frage ich mich eher, was das Minimum ist, was ich brauche und ich möchte auch nicht mehr. Mein persönliches ‚genug‘ habe ich erst lernen müssen, meine Herkunft und meine Biografie haben mir das nicht in die Wiege gelegt.

Tipps für ein frugales Leben mit dem Ziel finanzieller Resilienz [Hier anklicken]

  • Sparen muss sein, das Minimum sind 10 Prozent der gesamten Nettoeinnahmen eines Haushalts pro Monat. Wer mehr sparen kann, sollte dies unbedingt tun, alles zwischen 20 und 50 Prozent ist sinnvoll. Und hier gilt das Prinzip: Pay yourself first. Die Sparsumme muss gleich nach dem Eingang auf das Girokonto auf das Sparkonto umgebucht werden.
  • Sollte am Monatsende noch Geld übrig sein: Ab damit aufs Sparkonto.
  • Jeder Mensch und jede Familie braucht einen Notfallfonds. Die Höhe hängt sehr stark von den eigenen Lebensumständen und Bedarfen ab, da kann es kein Patentrezept geben. Ich habe eine Summe definiert, die wir pro Person benötigen. Dieses Geld liegt auf dem Tagesgeldkonto und wäre im Notfall immer sofort verfügbar. Wenn ich es mal anrühren muss, dann fließt die monatliche Sparsumme solange in den Notfallfonds, bis dieser wieder in seiner Zielgröße angekommen ist.
  • Wenn der Notfallfonds gesichert ist, sollte das weitere gesparte Geld investiert werden. Ich bin keine Finanzexpertin und kann keine Tipps geben und meine persönlichen Verhältnisse möchte ich nicht ausbreiten. Gute Finanzbildung erhält man bei finanzfluss.de.
  • Schuldentilgung jeglicher Art hat Vorrang vor dem Investieren. Wenn mehrere Schuldsummen vorhanden sind, sollte als erstes der Kredit mit den höchsten Zinsen abbezahlt werden. Ziel sollte ein schuldenfreies Leben sein und zwar so schnell wie möglich!
  • Von Immobilien abgesehen, sollte nichts auf Pump gekauft werden. Keine Konsumkredite jeglicher Art!
  • Jeder erwachsene Mensch sollte seine finanziellen Verhältnisse gut überblicken und detailliert kennen. Ich bin immer wieder schockiert, dass viele Menschen nicht beziffern können, wie hoch ihre monatlichen Fixausgaben sind und wie hoch (im Durchschnitt) ihre variablen Ausgaben sind. Wer sich jetzt angesprochen fühlt: Eine Liste der eigenen Fixkosten zu erstellen ist kein Hexenwerk. Und die variablen Kosten lassen sich mittels eines Haushaltsbuches oder ähnlicher Tools ermitteln. Ich habe zwei Jahre lang unsere monatlichen variablen Ausgaben niedergeschrieben und zwar nach Kategorien sortiert. So lässt sich leicht der monatliche Durchschnitt errechnen. Außerdem konnte ich gut sehen, wofür wir eher viel und wofür eher wenig ausgeben. Das war sehr hilfreich und hat mein Verhältnis zu Geld verändert. Ich bin immer noch nicht besonders sparsam, aber auf bestimmte Ausgaben achte ich seitdem sehr viel genauer.
  • Selbst kochen und andere Praktiken einer selbsttätigen privaten Hauswirtschaft sparen Geld und bescheren ein besseres Leben!
  • Wer einkaufen geht, sollte immer einen Einkaufszettel dabei haben. Dies gilt nicht nur für Wochenmarkt und Lebensmittelgeschäfte, sondern auch für den Drogeriemarkt und für Bekleidungsgeschäfte. Spontankäufe sollten auf die innere Sündentafel. Wer sich Spontankäufe nicht nehmen lassen möchte, weil es zur eigenen Lebensqualität gehört, kann sich mit einer einfachen Regel abhelfen: Ein Spontankauf pro Wocheneinkauf im Supermarkt ist erlaubt.
  • Und selbstverständlich sollte sich der Einkaufszettel am Wochenplan für die Hauptmahlzeiten orientieren.
  • Es ist völlig ausreichend, nur einmal pro Woche Lebensmittel einzukaufen. Für jeden Menschen gibt es den idealen Tag dafür und es ist sinnvoll, diesen für sich selbst herauszufinden und dann in der Regel dabei zu bleiben. Der feste Einkaufstag etabliert Routinen und verhindert, dass zuviel eingekauft wird. Es mag Lebenssituationen geben, wo dies nicht praktikabel ist, aber für mich hat es sich als ideal erwiesen, damit ich nicht zuviel einkaufe.
  • Überflüssige Ausgaben in den Blick nehmen: To go-Essen und Trinken, Überkonsum jeglicher Art, Angeberei-Luxus.
  • Alle Produkte, die gekauft werden, vollständig aufbrauchen oder so lang wie möglich benutzen.
  • Qualität geht über Quantität: Es lohnt sich fast immer, in gute Qualität zu investieren. Was länger hält, spart langfristig Kosten.
  • Mit den Ressourcen des eigenen Haushalts sparsam umgehen: Wasser, Energie, Mobilitätskosten und ähnliche Ausgaben in den Blick nehmen und soweit wie möglich reduzieren.
  • Unnötige Versicherungen vermeiden: Deutschland ist das Land der Versicherungsliebhaber*innen. Es verblüfft mich immer wieder, welchen Unsinn es da gibt. Was braucht man wirklich? Privathaftpflicht, Berufsunfähigkeit. Wenn man eine Immobilie besitzt, ist eine Hausversicherung, die auch Elementarschäden umfasst, unverzichtbar. Wer eher wertvolles Inventar hat, sollte auch den Hausrat versichern. Wenn die Immobilie noch nicht abbezahlt ist und es leben Kinder im Haushalt, sollte es eine Risikolebensversicherung geben, die den Kredit tilgen könnte. Wer ein Auto hat, muss eine Haftpflichtversicherung dafür haben. Und natürlich die für Arbeitnehmer*innen verpflichtenden Sozialversicherungen. Selbständige und Freiberufler*innen müssen für diese Risiken anders vorsorgen, aber da sind Versicherungen in der Regel keine gute Option. Mehr braucht man nicht.
  • Sehr sorgsam mit Abonnements, bezahlpflichtigen Apps und ähnlichem umgehen: Wenn man so etwas abschließt, dann sollte es einen festen Zeitpunkt in jedem Jahr geben, an dem diese Verpflichtung unter die Lupe genommen wird. Nutze ich das Abo noch, brauche ich das noch oder kann ich kündigen? Menschen denken oft: „Das kostet ja nicht so viel“, weil ein Abo pro Monat nur wenige Euros kostet. Bitte mal ausrechnen, was dies im Jahr ausmacht und auf zehn Jahre hochgerechnet. Wenn es dann noch nicht weh tut und das Abo nützlich ist, kann es beibehalten werden. In meinem Leben gibt es nur ein Abo, auf das ich nicht verzichten möchte, nämlich meine Tageszeitung. Alle anderen Abos lasse ich nur für die Zeit des Gebrauchs laufen (eine App, die ich im Urlaub schätze, ab und an ein Streamingdienst).
  • Für Nikotinabhängige: Das Rauchen aufgeben! Wenn schon das Wissen um die eigene und fremde Gesundheitsgefährdung und der Gestank, den man anderen und sich selbst zumutet, nicht ausreichen, um das Rauchen aufzugeben, dann sollte man sich ausrechnen, was man jährlich für die Nikotinsucht ausgibt und dies für die restliche statistische Lebensdauer eines rauchenden Menschen hochrechnen. Die Beträge sind immens, fünf- bis sechsstellig. Ist es das wert?
  • Es ist ein immens hilfreiches Instrument, den eigenen Nettoverdienst pro Stunde zu kennen. So lässt sich bei jeder größeren Anschaffung oder bei Spontankäufen schnell errechnen, wie lange man selbst für diese Begehrlichkeit gearbeitet hat. Es verändert das eigene Verhältnis zum Einkaufen, wenn man den Gegenwert einer Sache zur eigenen Lebenszeit kennt.

Zum Frugalismus gehört nicht nur, weniger, keine oder andere Konsumartikel zu kaufen. Auch Dienstleistungen aller Art können auf den Prüfstand gesetzt werden um zu schauen, was man eigentlich alles selbst machen kann. Wir sind in der glücklichen Situation, vieles selbst reparieren und bauen zu können. Das kann natürlich nicht jeder und bei aller DIY-Begeisterung bin ich doch der Meinung, dass es Arbeiten gibt, die besser von Fachkräften erledigt werden sollten; aber eben nicht alle!

Hier eine Liste, welche Dienstleistungen wir abgeschafft oder nie in Anspruch genommen haben [Hier anklicken]

  • Autowaschanlagen: Autowaschen ist eine Tätigkeit, die mir nie in den Sinn käme, weil mir Autos einfach nichts bedeuten. Ich würde nur dann putzen oder putzen lassen, wenn es klebt oder stinkt. Ab und an wollen meine Kinder Geld verdienen und machen sich mit dem Staubsauer, einem Eimer Wasser und etwas Reiniger an die Arbeit. (Hier merkt meine kluge Tochter und weltbeste Korrekturleserin an, dass das Waschen von Autos, insbesondere des Unterbodens, die Lebensdauer des Gefährts verlängere. Was soll ich dazu sagen? Sie hat natürlich recht.)
  • Kosmetiker*in: Vielleicht gibt es Menschen, die der Meinung sind, das würde mir nicht schaden, aber solange ich noch in den Spiegel sehen kann ohne wegzulaufen, wüsste ich nicht, was ich da soll.
  • Fußpflege/Nagelpflege: Mit einer ordentlichen Fußraspel, Nagelschere und Feile kann man doch eigentlich alles selbst machen, oder? Nagellack auftragen ist auch nicht so schwer und schon ist man ein bisschen hübscher. Wenn ich mich mal nicht mehr bewegen kann, würde ich jederzeit eine Fußpflege aufsuchen.
  • Friseur*innengeschäft: Unsere Familie ist da geteilt: Die beiden Männer gehen zum Profi, die weiblichen Mitglieder der Familie schneiden selbst. Bei meinen Töchtern ist es ganz einfach, sie haben sehr glattes Haar und schneiden sich dieses gegenseitig. Bei mir ist noch einfacher: Ich habe recht unordentliche Locken auf dem Kopf, diese schneide ich nass kopfüber, lasse die Haare trocknen und was mir dann noch nicht gefällt, wird trocken nachgeschnitten.
  • Chemische Reinigung: Ich kann den Geruch nicht ertragen. Mäntel und Jacken wasche ich im sensibelsten Waschgang der Maschine selbst, ziehe sie in Form, hänge sie sofort auf und ggfs. wird noch gebügelt.
  • Nähen: Reparaturnähte und Knöpfe schaffe ich selbst. Leider kann ich nicht gut nähen, somit müssen Änderungsarbeiten zum Profi, was aber nur alle Jubeljahre vorkommt.
  • Putzhilfe: Ja, die gab es mal in Zeiten, als ich noch 60 Stunden pro Woche gearbeitet habe. Inzwischen erledigen wir die Hausarbeit wieder selbst und es funktioniert ganz okay. Wir haben einen Familien-Aufgabenplan, darin sind alle Aufgaben verteilt.
  • Gärtner*in: Würde ich sofort engagieren, wenn mein Mann diese Aufgabe nicht übernähme, denn ich kann und möchte unsere riesige Hecke nicht schneiden.
  • Catering: Für bis zu 50 Personen koche ich selbst, das macht mir Freude.
  • Fahrradreparaturen: Das ist etwas, was ich gerne können würde, aber ich traue mich nicht heran. Da Mann und Sohn alles reparieren, gibt es auch nicht den Druck, es endlich zu lernen…
  • IGEL-Leistungen bei der Ärztin* beim Arzt: Grundsätzlich suche ich mir gerne Mediziner*innen, die solchen Praktiken selbst kritisch gegenüberstehen. Dennoch gibt es natürlich Fachpraxen, wo einem diese Leistungen angetragen werden. Ich bleibe immer erst einmal skeptisch und erkundige mich nach dem Termin über die Sinnhaftigkeit dieser medizinischen Dienstleistung. Meist lehne ich dann beim nächsten Termin freundlich ab; es gibt aber ein bis zwei Ausnahmen.
  • Lieferdienste für Essen: Wer glaubt, dass Lieferdienste umsonst liefern, irrt natürlich. Die Kosten sind eingepreist, was sonst. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den letzten 25 Jahren jemals etwas nach Hause bestellt hätte.
  • Lieferdienste für Lebensmittel: Mir ist bewusst, dass es Menschen gibt, für die Lebensmittellieferungen ein Segen sind, weil sie damit zuhause wohnen bleiben können und nicht in ein Wohnheim müssen. Davon spreche ich hier nicht. Für alle übrigen Menschen gilt: Die erzeugten Abfallberge sind immens und die Kosten sind unbestritten sehr hoch. Was mich aber ebenfalls traurig stimmt, ist die Gleichgültigkeit, mit der Lebensmittel als so nebensächlich betrachtet werden, dass ich anderen die Auswahl meines Gemüses überlasse. Auf die Spitze getrieben wird dies von Lieferdiensten wie Hello Fresh, wo Menschen sich noch die letzte Entscheidung über ihre Mahlzeiten abnehmen lassen und wie die Lemminge ein vermeintlich tolles Angebot annehmen, das ihnen einerseits das Geld aus der Tasche zieht und andererseits Abfallberge produziert, die jedem halbwegs nachhaltig denkenden Menschen die Schamesröte ins Gesicht treiben sollten. Auf die Spitze getrieben wird der Unsinn dann noch mit dem Marketingargument, so blieben keine Lebensmittel übrig und somit würden weniger Lebensmittel verschwendet. Wer die Grundregeln einer Hauswirtschaft beherrscht, verschwendet keine Lebensmittel und muss sich nicht von einem nass-forschen Marketingfuzzi vorgaukeln lassen, er*sie handele besonders nachhaltig.
  • Streaming-Dienste: Wir sind nicht gänzlich abstinent. In der Pandemiephase haben wir für etwa ein Jahr Netflix abonniert und es war eine gute Sache, in dieser sehr ereignisarmen Zeit in einige gute Serien einzutauchen; unsere Teenager-Kinder haben diesen Luxus in dieser Zeit auch gerne in Anspruch genommen. Aber irgendwann fiel mir auf, dass mein Mann und ich seit mindestens drei Monaten nichts mehr geschaut hatten und eine Nachfrage bei den Kindern ergab, dass es bei ihnen genauso war. Also habe ich gekündigt und wir vermissen es gerade nicht. Wir schätzen die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender und schauen dort ab und an Filme, Serien und Dokus.

Frugalismus in der Küche, aber mit Genuss

Was wir alle täglich konsumieren (müssen), ist Nahrung. Essen ist somit ein Hebel, bei dem man sehr viel oder sehr wenig Geld ausgeben kann. Wir liegen mit unseren Ausgaben im Mittelfeld: Wir geben pro Woche und Person etwa 50 Euro aus (Stand Anfang 2022), das sind pro Tag ca. 7 Euro für insgesamt drei Mahlzeiten; Getränke und auch Drogerieartikel sind eingeschlossen. Ich kaufe nach folgender Priorität ein: saisonal, Qualität und Geschmack der Zutat, verpackungsfrei oder verpackungsarm, regional, Bio, Preis. Häufig sind dies Waren, die es billiger woanders gäbe. Ich kaufe an folgenden Orten ein: Wochenmarkt, Bioladen, Dorfmetzger, lokaler Bäcker, ein Discounter, ein Vollsortimenter, ein Drogeriemarkt; Eier bekommen wir von einer Landwirtin geliefert. Ein- oder zweimal im Jahr besuche ich einen orientalischen und einen asiatischen Lebenmittelhandel und decke mich mit Vorräten ein. Warum mache ich das und warum liegen wir dann trotzdem im Mittelfeld der Lebensmittelausgaben? Es ist simpel: Ich koche selbst. Wir verzichten auf die allermeisten Convenienceprodukte und Fertigprodukte gibt es nie. Wenn ich ein Essen zubereite (was täglich der Fall ist), dann koche ich dieses aus frischem Gemüse, aus Getreide und Nudeln, mit frischem Fleisch oder Fisch. Wir leben flexitarisch und essen zwei- bis dreimal pro Woche Fleisch oder Fisch. Entscheidender Faktor einer sparsamen Küchenwirtschaft ist nicht, wie oft fälschlich angenommen, der Kauf der billigsten Lebensmittel. Es ist das Selbermachen, das das meiste Geld spart.

Hier eine recht willkürliche Liste mit Alltagskonsumgütern, die man allein aus Vernunftgründen nicht kaufen sollte [Hier anklicken]

  • Puderzucker in Streudose: Im Oktober 2022 habe ich folgende Preise gefunden: 250g Puderzucker in der Streudose (die auch noch ein wahres Abfallwunder ist) kosten bei EDEKA 1,79 Euro. Bei Netto kostet ein 500g-Paket Puderzucker (in der Papierverpackung) 0,29 Euro. Nicht zu fassen! Wer nicht über einen Streuer zum Auffüllen verfügt, macht es wie Oma: Puderzucker in ein kleines Sieb und schütteln, vielleicht noch ein bisschen mit dem Löffel nachhelfen.
  • Das Verhältnis der Kosten von einem Kilo Kaffeebohnen zu Kaffee in Pads, Kapseln und ähnlichem ist bereits oft ausgerechnet worden und es ist unstrittig, dass Kaffeebohnen oder gemahlener Kaffee am günstigsten sind. Wer Kaffee liebt, kann ja gerne mehr Geld für besonders guten Kaffee ausgeben, aber Kapseln und Pads fallen da wohl eher nicht drunter.
  • Teebeutel: Die Qualität ist absolut minderwertig und wer ausrechnet, was der tatsächlich enthaltene Tee kostet, wird ganz schnell nüchtern. Und Wunderversprechen wie „Auszeit für mich“ und „Schlaf gut“ fallen in die Kategorie Marketingquatsch.
  • Zimtzucker oder Vanillezucker: Es gibt diese beiden Produkte in kleinen Tütchen oder abfallintensiven Streuern. Wenn die Qualität gut ist, beinhalten sie Zucker und Zimt bzw. Vanille. Muss ich noch mehr sagen? Altes Marmeladenglas nehmen, zu zwei Dritteln mit normalem Rübenzucker füllen, Zimt oder Vanille dazu und gut schütteln.
  • Gewürzmischungen und -zubereitungen: Meist kosten sie viel mehr als die Einzelgewürze anteilig kosten würden. Außerdem enthalten viele Zubereitungen auch Geschmacksverstärker oder schlicht viel Salz. Jede Mischung kann man selbst herstellen, Anleitungen gibt es im Internet oder einfach auf die Zutatenliste im Supermarkt schauen, dann im Glas selbst mischen.
  • Alle Einwegprodukte! Für jedes Produkt gibt es eine langlebige Alternative und wenn man im eigenen Haushalt herumsucht, hat man sie wahrscheinlich bereits zuhause.
  • Tafelwasser in Flaschen: Tafelwasser ist nichts anderes als Leitungswasser.
  • Gesüßte Getränke aller Art: Dass sie ungesund sind, weiß jeder Mensch. Aber sie sind auch teuer. Wer auf Limonaden nicht verzichten kann, sollte ich selbst etwas anmixen. Schmeckt besser, ist gesünder und spart Geld.