In unserem Haushalt gibt es drei Kinder. Unsere älteste Tochter lebt schon seit Jahren nicht mehr zuhause und hat inzwischen eine eigene Familie gegründet, der mittlere Sohn ist inzwischen ebenfalls ausgezogen und unsere jüngste Tochter wird noch einige Zeit zuhause bleiben (hoffentlich!). Somit hat sich unser Hausstand in den vergangenen 35 Jahren permanent verändert: Zu Beginn waren wir nur zu zweit, dann zu dritt, zu viert und zu fünft, nun sind wir gerade wieder drei Menschen unter einem Dach.
Jedes Mitglied unserer Familie hat eine eigene Persönlichkeit, eigene Werte und Vorstellungen. Ich muss es wohl nicht extra betonen: Selbstverständlich stimmt kein anderes Familienmitglied vollkommen mit meinen Werten und Vorstellungen überein. Im Alltag bedeutet dies, dass meine Bemühungen um sehr wenig Müll, um weniger Besitz und eine höhere Spar- bzw. Investitionsquote und gutes Essen nicht immer auf Begeisterung stoßen. Inzwischen hat meine Familie akzeptiert, dass mir diese Themen sehr wichtig sind und sie ziehen in einigen Punkten auch mit, aber nicht in allen. Das ist auch vollkommen in Ordnung so, ich möchte meinen Kindern und meinem Mann nichts aufzwingen.
Dennoch haben wir als Elternpaar in der Erziehung unserer Kinder einige Dinge mehr oder minder konsequent durchgehalten [Hier anklicken]
- Die meiste Zeit des Lebens gingen die Kinder mit Brotdose und Trinkflasche in die Kita und zur Schule. Diese Praxis haben sie recht gut in ihrem selbständigen Leben übernommen.
- Eine gewisse Aufmerksamkeit für Müllthematiken und bewussten Konsum haben sie sicherlich mitbekommen, da diese Themen in unserem Familienalltag vor und mit den Kindern diskutiert wurden.
- Allen drei Kindern haben wir einen bewussten Umgang mit Geld beigebracht. Sie haben gelernt, in einigen wichtigen Anliegen zu budgetieren, indem sie Geldgeschenke erhalten haben, die für einen bestimmten Zweck vorgesehen waren (z.B. einen eigenen Bildungsetat mit der Volljährigkeit oder Geburtstagsgeld für einen bestimmten Zweck).
- Das Trinken von Leitungswasser ist für unsere Kinder gelebte Normalität. Ein Kind trinkt es nicht so gerne und bevorzugt gekauftes Sprudelwasser, aber wenn dieses nicht vorhanden ist, wird Leitungswasser getrunken.
- Die Planung von Mahlzeiten haben die selbständig lebenden Kinder mit ihren Partner*innen übernommen und setzen dies sehr schön um. Mein Mutterherz freut sich dann, dass sie sich gut ernähren.
- Alle Kinder haben es als Selbstverständlichkeit erlebt, dass auch second hand eingekauft wird und dass dies etwas völlig Normales ist und nichts mit Bedürftigkeit zu tun hat und auch nicht peinlich ist.
- Die DIY-Mentalität ist in unserer Familie zwar in unterschiedlichen Bereichen, aber dennoch gut verbreitet. Jede*r hat eigene Kompetenzen und Präferenzen und erlebt das Glück des Selbermachens. Besonders schön finde ich, dass wir uns wunderbar ergänzen: Der eine Mensch ist der Reparaturkönig, der andere Mensch backt die weltbesten Zimtschnecken, der nächste Mensch kann Hochzeitsfrisuren gestalten und so weiter.
- Wahlloses Kaufen haben unsere Kinder Zeit ihres Lebens bei uns nicht erlebt. Geschenke gab es ausschließlich zum Geburtstag und zu Weihnachten. Zu Ostern und Nikolaus gab es in Kindertagen nur sehr kleine Geschenke und das stand auch nie in Frage. Kleidung und Schulbedarf wurde bedarfsgerecht gekauft. Für größere Wünsche mussten die Kinder selbst Geld ansparen und wurden auch dazu ermutigt.
- Wenn unsere Kinder mit Vergleichen in ihrem Umfeld argumentieren wollten („X hat aber einen Roller zum Nikolaus bekommen“), dann haben wir die Angemessenheit von Geschenken und Konsum stets mit ihnen besprochen und unsere Prinzipien und Werte erklärt. Es gab nie Konflikte deswegen und die Kinder haben bis heute recht ähnliche Auffassungen wie ihre Eltern.
- Ich denke schon, dass wir unsere Kinder in vielen Dingen unterschiedlich behandelt haben, denn Ungleiches muss ungleich behandelt werden; darin sind mein Mann und ich uns einig. In Geldfragen achten wir aber peinlich auf Gleichbehandlung, denn ich habe zu oft miterlebt, dass auch Geschwister aus liebevollen Familien im Erwachsenenleben wegen eines als ungerecht empfundenen Umgangs mit Geld seitens der Eltern in Streit geraten sind. Also gibt es gleiche Geschenkbudgets und die unterschiedlichen Unterhaltskosten für Kinder im Studium und in Ausbildung werden kompensiert.
- Unsere Kinder haben gemeinsame Mahlzeiten als tägliche Normalität bis heute erlebt. Insbesondere die Abendmahlzeit liegt uns allen am Herzen und wer nicht dabei sein kann, sagt vorab Bescheid. Dies ist die Zeit, wo jede*r von den Erlebnissen des Tages berichtet, wo große und kleine Verwirrungen der jüngeren und älteren Seelen thematisiert werden können. Vor allem aber wird viel gelacht und gemeinsam das Essen genossen. Lässt sich das in Geld oder ökologischem Fußabdruck messen? Ist mir egal, es ist einfach schön und wichtig, weil es die Gemeinschafsform Familie täglich neu bestätigt.
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